Kartoffeln für Burundi
Zugegeben, der Titel hört sich komisch an. Aber am Ende des Beitrags wird es verständlich.
Alles begann mit einer Reihe von glücklichen Zufällen:
Eine junge Frau aus Weinheim war gerade zurück von einem Auslandspraktikum in Burundi. Und dort hatte sie Vital Kwizera kennengelernt, der ein klares Ziel hatte: Er wollte für seine Heimat etwas bewegen. Und zwar wollte er auf der ganzen Welt Ideen und Erfahrungen sammeln, um sie anschließend in seiner Heimat in Maßnahmen umzusetzen und so sein Umfeld voranzubringen.
Einer seiner ersten Kontakte führte aufgrund der erwähnten Begegnung nach Deutschland. Sein Ziel war klar. Er wollte hier Backen lernen, da es in Burundi die Brot- und Backkultur, wie wir sie kennen, nicht bzw. nur in wenigen Gegenden gibt. Aber es ging ihm nicht nur darum, das Kulturgut Brot nach Burundi zu bringen, sondern damit auch jungen Menschen in seiner Heimat eine Perspektive zu geben. Und so entstand ein Kontakt zu Werner Wolf, Mitglied der Kolpingsfamilie Weinheim und gelernter Bäcker- und Konditormeister. Vital lernte in Deutschland backen, verbrachte viel Zeit mit ihm, und es entstand eine Freundschaft, die schon bald auch in der Kolpingsfamilie Weinheim ihre Kreise zog. Es gab diverse Unterstützungs- und Förderaktionen seitens der Kolpingsfamilie und im Laufe der Zeit wurde Vital ein Teil der Kolpinggemeinschaft. Es blieb nicht nur beim Brotbacken, sondern es folgten weitere Projekte wie Gemüseanbau, Kräuteranbau, Strickschulen und Landwirtschaftsschulen.
Nach einiger Zeit des Kontaktes zur Kolpingsfamilie in Weinheim war Vital vom Kolpinggedanken so begeistert, dass er beschloss, in seiner Heimatgemeinde Gisorwe auch eine Kolpingsfamilie zu gründen. Gesagt, getan. So wurde die Kolpingsfamilie Weinheim zur Patin der Kolpingsfamilie Gisorwe. Es gab regelmäßigen Kontakt mit vielen Bildern und Infos zu Projekten. Und es war für die Mitglieder der Kolpingsfamilie Weinheim schön, mitanzusehen, wie sich alles entwickelte. Es erfolgten zahlreiche Spendenaktionen zur Unterstützung der jungen Kolpingsfamilie für die oben genannten Projekte und zur Gründung wurde von Weinheim eine Kuh gespendet, die mittlerweile schon 2 Kälber Nachwuchs hat.
Da Vital nach seiner Ausbildung auch noch ein Studium in Entomologie (Insektenkunde) in der Türkei begann, kam er in mehr oder regelmäßigen Abständen nach Europa, oft auch nach Deutschland. Immer wieder gab es dabei Begegnungen innerhalb der Kolpingsfamilie. Er nahm an vielen Veranstaltungen teil und hielt selbst auch einen Vortrag über seine Arbeit und seine Heimat.
Vital war unterdessen immer wieder in der ganzen Welt unterwegs, um neue Dinge zu entdecken. Und er studierte weiter, und erlangte schließlich den Doktortitel.
Und irgendwann kamen zwischen den vielen Bildern aus Gisorwe auch Bilder von Kindern, die sich auf neu angelegten Feldern im Gemüseanbau versuchten.
Und da entstand die Idee seitens der Untergruppierung der Kolpingsfamilie Weinheim, die sich „Junge Familien“ nennt, etwas ähnliches hier in Deutschland zu machen. Und da die Kolpingsfamilie vor vielen Jahren eine alte Feldscheuer hergerichtet hat und diese als Begegnungs- und Eventlocation betreibt, wurde kurzerhand ein Stück Parkplatz umgegraben und dort Kartoffeln angebaut. Und ähnlich wie in Gisorwe waren hier die ganzen Familien im Einsatz, angefangen von ganz kleinen Kindern bis hin zu den Eltern. Und als 100 Tage später die Ernte anstand wunderten sich alle über die großen Kartoffeln.
Diese wurden bei einem Kartoffelfest sofort in Kartoffelpuffer verwandelt und an die Mitglieder der Kolpingsfamilie Weinheim bei einem zünftigen Fest verkauft.
Hierbei kam ein Erlös von 500€ zusammen, der Vital Kwizera am 02.10 auf dem Frankfurter Flughafen im Beisein des Vorsitzenden des burundianischen Kolpingwerks, Dismas Ntahomvukiye, von Vertretern der Kolpingsfamilie Weinheim übergeben wurde.
Aus Sicht der Kolpingsfamilie Weinheim hätte es nicht besser laufen können: Der Grundgedanke von Adolph Kolping wird in die Welt getragen und eine neue Kolpingsfamilie in einem armen Land wurde gegründet. Ganz im Sinne des Kolpinggedanken „Hilfe zur Selbsthilfe“. Nachbarregionen in Burundi streben mit Vitals Hilfe mittlerweile sogar ähnliche Entwicklungen an.