Kolping-Osterbrief 2021 in der Corona-Zeit

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Liebe Kolpingsschwestern, liebe Kolpingsbrüder,

in diesen Tagen beginnt die Karwoche zum Abschluss der Fastenzeit. Die Fröhlichkeit wird seit dem Aschermittwoch in Grenzen gehalten, bis der Ostersonntag die Lebensfreude wieder erwachen lässt. Dazwischen ist eine lange Zeit der Enthaltsamkeit, die in diesem wie im letzten Jahr eine zusätzliche Verschärfung durch die von der Pandemie erzwungenen Einschränkungen erfahren ließ. Im Geist und im Herzen allein dürfen wir uns freuen, da Begegnungen und Familientreffen drastisch begrenzt sind.
Für viele ist es belastend und bedrückend. Hinzu kommen die Krankheitsfälle, vielleicht auch Sterbefälle in den einzelnen Familien oder im Freundeskreis in einer Zeit, die Unterstützung und Beistand aus nächster Nähe verbietet, wenn es gerade so notwendig wäre. Familienangehörige dürfen sich nicht ohne weiteres besuchen. Großeltern vermissen ihren Enkeln und Geschwister haben sich lange nicht mehr getroffen.
Die Impfkampagne stockt; einen Impftermin zu bekommen gleicht einem Marathonlauf in der Länge und in der Anstrengung. Seit dem letzten Ostern 2020 herrscht der Eindruck, wir leben in einer ununterbrochenen Karwoche: finster, bedrückend, aussichtslos, ohne Freiheit, weit voneinander.

Wo bleibt eine Hoffnung auf Befreiung aus all diesen Zwängen?

Wir sind wie die zwei Jünger von Emmaus, unterwegs nach nirgendwo, ohne Orientierung, in der Dunkelheit einer bedrückenden Zeit. Wird es irgendwann einen Morgen werden? Gibt es noch einen hellen Morgen mit dem strahlenden Licht einer neuen Zukunft?

Viele schauen nach hinten, beweinen vergangene Jahre, als alles noch geordnet und planbar war. Heute liegen Scherben davon auf dem Boden.

Gerade dann, in der Verzweiflung des Lebens, geschieht das Unerwartete: Jesus läuft unauffällig an unserer Seite, nicht gleich erkennbar und doch ganz gegenwärtig. Durch sein Wort und Handeln nimmt er uns aus der Unsicherheit heraus, und zeigt uns den Weg einer neuen Hoffnung, mitten in unserer Verzweiflung.

In der Dämmerung des Tages laufen die Jünger von Emmaus der Dunkelheit der Nacht entgegen. Es ist die Dunkelheit unserer Zukunft. In der Ungewissheit des nächsten Morgens ist Jesus unbemerkbar an unserer Seite gerückt. Diese Erscheinung seiner Lebendigkeit auf unserem Lebensweg ist im christlichen Glauben zentral. Wenn wir wie die Emmaus-Jünger den Auferstandenen in unser Leben zulassen, werden wir erkennen, dass er uns neue Horizonte eröffnet. Die Schuppen werden aus den Augen fallen und wir werden neue Hoffnungsperspektiven erkennen, selbst in der Finsternis der Corona-Nacht, selbst in der Dunkelheit unserer gebrechlichen Lebenssituation.

Nichts geht verloren, wenn Jesus mit uns läuft. Er ist das Sinnbild des neuen Morgens.
Sein Leben, welches stärker als der Tod ist, seine Worte und seine Treue in der Liebe für jeden/jede von uns beleben die resignierten Herzen:

„Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete“    (Lk 24, 32)

Nichts und niemand vermag den Christen, ja der Menschheit, die Osterfreude berauben. Nicht einmal die Pandemie kann es. Die dunkle Zeit der Corona-Herrschaft wird ein Ende haben, die Freude des Lebens am Ostermorgen wird bleiben. Die Finsternis der Seuche muss vor dem Leben weichen. Nicht wie ein Zauber wird es verschwinden. Wir müssen wohl was tun: Vorsichtsmaßnahmen, Tests, Impfungen und mit Verstand handeln und begegnen, vorsichtig sein aber nicht ängstlich, verantwortungsvoll und konsequent.

Schließlich mögen wir gerade in der Zeit der Prüfungen Vertrauen auf Gottes Geleit haben. Der Gang des Volkes Israels durch die Wüste endet ins gelobte Land. Die Jahre des Exils nach Babylon münden in die Rückkehr nach Jerusalem. Die Mutlosigkeit und die Flucht der Jünger nach Emmaus müssen weichen; die Begegnung mit dem Auferstandenen lässt sie in ihr eigenes Leben zurückkehren, und nicht weltfremd endlos irren

Es kommt eine Zeit, und sie ist nicht mehr weit, dass wir uns umarmen und miteinander feiern und lachen werden. Bis dahin werden wir noch mit Vertrauen standhalten.
Wie oft hat Jesus uns gesagt: „Fürchtet euch nicht“! Er bekräftigt die Zusage mit seinen letzten Worten nach der Auferstehung in Mt 28, 20:

„Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

Ein Wort des Dankes soll noch für alle aus der Kolpingsfamilie Weinheim gesprochen werden, die aktiv sind, Kontakte per Brief und durch zahlreiche Telefongespräche halten.

Wir wünschen allen in den Familien, in den Heimen und Krankenhäusern Hoffnung, Kraft, Gesundheit und Gottes Segen.

Frohe und gesegnete Ostertage für alle.

Mit herzlichsten Grüßen. Treu Kolping.

Pierre Gerodez                                                        Carolin Schneegaß

Präses                                                                      Geistliche Begleitung

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